Medizin-Geschichten

Die Heilpflanze des Monats Mai 2015
Kurioses, Bizarres, Interessantes

Folge 37: Kamille (Matricaria recutita)

Kamillentee, Kamillentinktur für Hals und Rachen, Kamillenrollkur – die Kamille ist sicher eine der bekanntesten Heilpflanzen bei uns. Der eigenartige Name „Kamille“ leitet sich ab vom griechischen Wort „chamaimelon“. Das heißt „Apfel am Boden“ und bezieht sich auf den Apfelgeruch der Kamillenblüten. Der korrekte botanische Name lautet ganz anders, nämlich Matricaria recutita. Ganz weg ist die „Kamille“ dort aber noch nicht. Synonyme sind Matricaria chamomilla oder eben, wie in der Homöopathie gesagt wird, Chamomilla recutita. Matricaria weist auf den Einsatz der Kamille im Wochenbett hin – „mater“ heißt auf Latein bekanntlich Mutter, aber auch Gebärmutter. So eine bekannte und beliebte Heilpflanze hat natürlich viele lokale Namen, zum Beispiel Mutterkraut, Mädgeblume, Hermel, Kühmelle, Kamelle und Apfelkraut.

Als Heilmittel wurde die Kamille schon im alten Ägypten verwendet. „Arzt der Pflanzen“ wurde sie genannt. Wohl wegen ihres geruchsneutralisierenden Effekts setzten die Ägypter Kamille auch zur Einbalsamierung von Toten ein.

Wegen ihres gelben Blütenbodens verehrten die Ägypter die Kamille als Blume des Sonnengottes. Ebenso die nordischen Völker: Sie verglichen die Kamille ebenfalls mit ihrem Sonnengott Baldur und sahen sie als heilig an.

In der Volksmedizin wurde die Kamille geradezu als Allheilmittel gewertet. Deshalb verknüpften sich bis ins späte Mittelalter viele abergläubische Vorstellungen mit ihr. So galt ihre Heilkraft als so überragend, dass es genügen sollte, sie neben eine andere kranke Pflanze zu setzen, um dieser neue Lebenskraft zu verleihen. Auch der Wirkung des Duftes der Kamille schrieb man große Kräfte zu: Wäscht man Fleisch mehrmals mit Kamillentee ab oder taucht man es hinein, soll sogar ziemlich starker Fäulnisgeruch verschwinden.

Außerdem glaubt man, die Kamille könne Flüche abwehren. Deshalb wurde kleinen Kindern ein Sträußchen der Pflanze übers Bett gehängt. Das sollte helfen, das Kind zu beschützen.
Und schließlich traute man der Kamille zu, Geld anzuziehen. Spieler badeten deshalb oft vor dem Spiel ihre Hände in Kamillentee. Kamillentee kann also vielleicht mehr, als einem kranken Magen Erleichterung bringen…

Quellen:
u.a. Gerhard Madaus: „Bioheilmittel“ und verschiedene Internetseiten

Ursula Armstrong | Redaktion | Sperberweg 2 | D-82152 Krailling | Telefon: +49 (0) 163 / 313 21 10 | e-mail: mail@uschi-armstrong.de | www.redaktion-armstrong.de

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Kamille

Kamillenblüte mit dem typischen gelben Köpfchen. Dies hier ist die Echte Kamille. Doch sie sieht der Hundskamille, die keine Heilwirkung hat, zum Verwechseln ähnlich. Bei der Echten Kamille aber ist im Gegensatz zur Hundskamille der Blütenboden hohl. Außerdem hat sie den typischen Kamillengeruch, vor allem, wenn man die Blüten zerreibt. Die Hundskamillenarten dagegen sind meist geruchslos. Die Stinkende Hundskamille aber riecht unangenehm, sie kann sogar zu starken allergischen Reaktionen führen. Also, Vorsicht beim Kamillensammeln. Man sollte immer auf Blütenboden und Apfelgeruch achten.| Foto: Armstrong